Gedanken
Twentyone
Das lief irgendwie alles nicht so ganz, wie ich mir das vorgestellt habe... Aber wann tut es das schon?
Ich habe ziemlich viele Leute zu meinem Geburtstag eingeladen. Das habe ich schon lange nicht mehr gemacht. Nur, wie das nun einmal so ist bei mir, hat fast jeder abgesagt. Dann waren wir auf einmal nur noch zu viert. Letzte Woche habe ich M. getroffen und ihn spontan eingeladen, auch zu kommen. Wieso auch nicht? Er hat tatsächlich zugesagt und als er gehört hat, dass wir nur so wenige sind, hat er mich gefragt, ob er noch zwei andere Jungs mitbringen kann. Einen kannte ich, einen nicht. Klar, kein Problem. Aufgekreuzt ist er dann mit drei anderen Leuten, aber auch das war echt kein Thema. Wir haben Pizza gemacht und auch wenn die Beste ziemlich früh gegangen ist, war es wirklich lustig. Die meiste Zeit über jedenfalls. Bis ich mich fast verraten hätte um drei Uhr nachts. Und bis ich es dann tatsächlich getan habe um halb sechs morgens.
Ich war einfach nur hundemüde. Einer hat schon geschlafen, zwei waren weg, meine kleine Sis ist kurz zuvor ins Bett gegangen und M. meinte, er möchte noch mit mir reden. Eigentlich wusste ich da schon, dass ich es nicht machen sollte, aber ich war angetrunken, müde - was auch sonst um fünf Uhr morgens? - und wollte einfach nur noch ins Bett. Und weil ich M. dann doch ganz gut kenne, weiß ich, dass er mich nicht in Ruhe gelassen hätte. Ich sage es euch gleich: länger als fünf Uhr bleibe ich nicht mehr wach. Danach geht es nur noch bergab. Jedenfalls hat er mir dann eröffnet, dass er mich echt gerne mag. Was soll ich darauf denn sagen? Ich, die gerade mitten in der Krise steckt, weil ich keine Ahnung habe, was ich eigentlich will. Ich, die sich immer wieder eingesteht, auf Frauen zu stehen, nur um kurz darauf alles wieder abzustreiten Ich, die eigentlich keine Ahnung hat, was es heißt, jemanden zu lieben. Irgendwann habe ich ihm das wirklich fast genau so gesagt. Leider hatte er einfach ein paar Bier zu viel, wodurch das Verständnis für meine wirren Ausführungen nicht besonders hoch war. Nicht, dass er irgendwie gemein oder beleidigend gewesen wäre. Das würde er nie tun. Aber in M. habe ich schon immer nur einen wirklich guten Kumpel gesehen, wenn ich denn mal was mit ihm gemacht hab. Ich weiß nicht wieso, aber irgendetwas an ihm bringt mich dazu, die Wahrheit zu sagen. Am Ende haben wir beide geweint und sind um sechs Uhr dann doch endlich ins Bett gegangen, entschlossen, das Gespräch an einem anderen Tag fortzusetzen. Das will ich auch wirklich. Weil ich M. vertraue. Und es irgendwie auch gut getan hat, endlich mal alles auszuprechen.
Die Tatsache, dass ich jetzt schon einundzwanzig bin, ist in der Nacht auf jeden Fall irgendwie untergegangen. Auch wenn M. mir mit dem Bassisten ein super Geburtstagslied geschrieben hat und ich jetzt endlich verstehe, wie Powerchords funktionieren.
PS: Never have I ever ist ein echt doofes Spiel, vor allem, wenn man es nicht checkt und einfach immer trinkt, wenn man grad Lust hat

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