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Montag, 9. März 2015
Gedanken/42
am Montag, 9. März 2015, 23:49 im Topic 'Gedanken'
Kreise
Wie jeden Montag werde ich von der selben Melodie meines Handyweckers geweckt, die mich jetzt schon seit sechs Wochen jeweils fünf Tage um den Schlaf bringt. Ich frage mich, wieso ich mir nicht endlich mal einen anderen Alarmton aussuche und meine Hand tastet sich vorsichtig unter der warmen Decke in die immerkühle Luft des Zimmers, um das nervige Geräusch für meine Ohren endlich auszuschalten.
Montag. Dienstag. Mittwoch. Donnerstag. Freitag.
Kein Unterschied in all den Tagen.
Samstag. Sonntag.
Wochenende, darauf freuen sich doch alle immer am meisten. Raus aus dem Alltagstrott und hinein in das abwechslungsreiche, spannende Weekend. Trott. Wochenendstrott.
Ich laufe meine Kreise, während in der Mitte des Zirkels jemand steht, den ich nicht kenne und nicht erkenne und seine Peitsche in der Hand hält, die uns von ihm fern hält. Ich habe noch nie gesehen, wie er sie benutzt hat. Trotzdem. Weiter. Kreis, Kreis, Kreis. Und dann denkst du, du bist ausgebrochen.
Als es dir alles zu viel, oder wohl eher zu wenig wurde, da bist du einfach weggegangen und hast ein neues Leben angefangen. Mit neuen Leuten, neuer Sprache, neuen Aufgaben. Aber nach sechs Wochen bemerkst du, dass du zwar aus dem einen Kreis ausgebrochen bist, aber dich in einen anderen eingereiht hast. Die Tränen strömen dir übers Gesicht, als würdest du im Platzregen stehen und nach kurzer Zeit ist dein ganzer Körper nass. Das Gewicht der Klamotten zieht dich runter und anstatt sie einfach auszuziehen, lässt du dich auf den Boden fallen. Du wirst warten, bis die Sonne wieder kommt und dich trocknet und dann wirst du wieder aufstehen können und wirst schon nicht mehr wissen, dass du immer noch im Kreis läufst, weil du von der Sonne so geblendet wurdest.
Ich bleibe noch ein bisschen liegen, schließlich habe ich mir den Wecker extra 15 Minuten früher gestellt, damit ich nicht sofort aufstehen muss. Wenn ich die Wahl hätte, würde ich gar nicht mehr aufstehen. Ich würde liegen bleiben und das tagelang. Ich würde nicht essen und nicht trinken, ich würde nicht aufs Klo gehen und mir nicht die Zähne putzen und nicht duschen und nicht einmal die Augen aufmachen. Denn dann wäre es immer schwarz. Und ich würde so lange liegen bleiben, bis ich meinen Körper und die ganzen Schmerzen nicht mehr spüre und ich - ich, nicht mein Körper, in dem ich hier gefangen bin - endlich aufsteige und davon fliege. Aber ich habe keine Wahl. Kein aber, kein oder. Ich habe keine Wahl. Weil niemand dabei zusehen würde. Sie würden mich ins Krankenhaus bringen, in die Psychatrie. Aber sie würden mich nicht sterben lassen, auch wenn es mein Wille ist und mir alle immer gesagt haben, das ist ein freies Land und ich kann machen, was ich will. Wenn ich sterben will, muss ich von einer Brücke springen oder mir eine Kugel durch den Kopf jagen. Aber so will ich nicht sterben. Ich schließe für fünf Minuten meine Augen und als ich sie wieder öffne und auf den Wecker schaue, sind nicht nur 15 sondern schon 20 Minuten vergangen. Ich schalte meine Gedanken und meine Gefühle ab und lasse mich einfach von der Pflicht aus dem Bett tragen, ziehe mir automatisch irgendwelche Klamotten an und gehe in die Küche, in der Hoffnung, dass niemand da ist, den ich anlächeln und freundlich begrüßen muss. Ich mache den Kindern ihre Schulbrote und platziere alles fein säuberlich in einer Reihe im Flur vor der Türe, damit sie es ja nicht vergessen. Zwischendrin stopfe ich mir immer wieder eine Hand voll Essen in den Mund, ohne zu schmecken. Einfach nur um die Zeit zu vertreiben. Kinder fünf Mal wecken, damit sie endlich aufstehen, Frühstück machen, Haare kämmen, anziehen, schreien, flehen, schweigen. Sie sind weg.
Ich lasse mich auf den Stuhl fallen, esse schon wieder, obwohl ich weiß, dass ich dick werde. Wenn ich abnehmen will, bekomme ich schlechte Laune, beginne mehr zu essen, bekomme noch schlechtere Laune, schreie mich selber an, werde müde, esse noch mehr, missgönne mir jeden Bissen und genieße es, mich selbst zu ärgern und zu hintergehen. Mir ist schlecht. Ich will weinen, aber ich bin schon zu sehr Roboter, um salziges Wasser aus meinen Augen fließen lassen zu können. Also sitze ich einfach da und warte darauf, dass ich aufwache. Keine Chance. Ich zwinge mich zu duschen, damit die anderen nicht denken, ich bin eklig. Eigentlich interessiert es mich nicht, was andere von mir denken. Nur duschen tu ich für sie. Das Wasser ist angenehm warm, aber ich kann es nicht genießen. Also bin ich schon nach einer viertel Stunde fertig. Ich lege mich wieder ins Bett, versuche nicht an all die Aufgaben zu denken, die ich jetzt eigentlich erledigen sollte, weil ich doch möchte, dass sie stolz auf mich ist. Irgendwie interessiert es mich einfach nicht mehr.
Ich weiß, was ich mit meinem Leben machen werde. Weil ich nicht das machen kann, was ich möchte - Einschlafen und nie wieder aufwachen.
Wie jeden Montag werde ich von der selben Melodie meines Handyweckers geweckt, die mich jetzt schon seit sechs Wochen jeweils fünf Tage um den Schlaf bringt. Ich frage mich, wieso ich mir nicht endlich mal einen anderen Alarmton aussuche und meine Hand tastet sich vorsichtig unter der warmen Decke in die immerkühle Luft des Zimmers, um das nervige Geräusch für meine Ohren endlich auszuschalten.
Montag. Dienstag. Mittwoch. Donnerstag. Freitag.
Kein Unterschied in all den Tagen.
Samstag. Sonntag.
Wochenende, darauf freuen sich doch alle immer am meisten. Raus aus dem Alltagstrott und hinein in das abwechslungsreiche, spannende Weekend. Trott. Wochenendstrott.
Ich laufe meine Kreise, während in der Mitte des Zirkels jemand steht, den ich nicht kenne und nicht erkenne und seine Peitsche in der Hand hält, die uns von ihm fern hält. Ich habe noch nie gesehen, wie er sie benutzt hat. Trotzdem. Weiter. Kreis, Kreis, Kreis. Und dann denkst du, du bist ausgebrochen.
Als es dir alles zu viel, oder wohl eher zu wenig wurde, da bist du einfach weggegangen und hast ein neues Leben angefangen. Mit neuen Leuten, neuer Sprache, neuen Aufgaben. Aber nach sechs Wochen bemerkst du, dass du zwar aus dem einen Kreis ausgebrochen bist, aber dich in einen anderen eingereiht hast. Die Tränen strömen dir übers Gesicht, als würdest du im Platzregen stehen und nach kurzer Zeit ist dein ganzer Körper nass. Das Gewicht der Klamotten zieht dich runter und anstatt sie einfach auszuziehen, lässt du dich auf den Boden fallen. Du wirst warten, bis die Sonne wieder kommt und dich trocknet und dann wirst du wieder aufstehen können und wirst schon nicht mehr wissen, dass du immer noch im Kreis läufst, weil du von der Sonne so geblendet wurdest.
Ich bleibe noch ein bisschen liegen, schließlich habe ich mir den Wecker extra 15 Minuten früher gestellt, damit ich nicht sofort aufstehen muss. Wenn ich die Wahl hätte, würde ich gar nicht mehr aufstehen. Ich würde liegen bleiben und das tagelang. Ich würde nicht essen und nicht trinken, ich würde nicht aufs Klo gehen und mir nicht die Zähne putzen und nicht duschen und nicht einmal die Augen aufmachen. Denn dann wäre es immer schwarz. Und ich würde so lange liegen bleiben, bis ich meinen Körper und die ganzen Schmerzen nicht mehr spüre und ich - ich, nicht mein Körper, in dem ich hier gefangen bin - endlich aufsteige und davon fliege. Aber ich habe keine Wahl. Kein aber, kein oder. Ich habe keine Wahl. Weil niemand dabei zusehen würde. Sie würden mich ins Krankenhaus bringen, in die Psychatrie. Aber sie würden mich nicht sterben lassen, auch wenn es mein Wille ist und mir alle immer gesagt haben, das ist ein freies Land und ich kann machen, was ich will. Wenn ich sterben will, muss ich von einer Brücke springen oder mir eine Kugel durch den Kopf jagen. Aber so will ich nicht sterben. Ich schließe für fünf Minuten meine Augen und als ich sie wieder öffne und auf den Wecker schaue, sind nicht nur 15 sondern schon 20 Minuten vergangen. Ich schalte meine Gedanken und meine Gefühle ab und lasse mich einfach von der Pflicht aus dem Bett tragen, ziehe mir automatisch irgendwelche Klamotten an und gehe in die Küche, in der Hoffnung, dass niemand da ist, den ich anlächeln und freundlich begrüßen muss. Ich mache den Kindern ihre Schulbrote und platziere alles fein säuberlich in einer Reihe im Flur vor der Türe, damit sie es ja nicht vergessen. Zwischendrin stopfe ich mir immer wieder eine Hand voll Essen in den Mund, ohne zu schmecken. Einfach nur um die Zeit zu vertreiben. Kinder fünf Mal wecken, damit sie endlich aufstehen, Frühstück machen, Haare kämmen, anziehen, schreien, flehen, schweigen. Sie sind weg.
Ich lasse mich auf den Stuhl fallen, esse schon wieder, obwohl ich weiß, dass ich dick werde. Wenn ich abnehmen will, bekomme ich schlechte Laune, beginne mehr zu essen, bekomme noch schlechtere Laune, schreie mich selber an, werde müde, esse noch mehr, missgönne mir jeden Bissen und genieße es, mich selbst zu ärgern und zu hintergehen. Mir ist schlecht. Ich will weinen, aber ich bin schon zu sehr Roboter, um salziges Wasser aus meinen Augen fließen lassen zu können. Also sitze ich einfach da und warte darauf, dass ich aufwache. Keine Chance. Ich zwinge mich zu duschen, damit die anderen nicht denken, ich bin eklig. Eigentlich interessiert es mich nicht, was andere von mir denken. Nur duschen tu ich für sie. Das Wasser ist angenehm warm, aber ich kann es nicht genießen. Also bin ich schon nach einer viertel Stunde fertig. Ich lege mich wieder ins Bett, versuche nicht an all die Aufgaben zu denken, die ich jetzt eigentlich erledigen sollte, weil ich doch möchte, dass sie stolz auf mich ist. Irgendwie interessiert es mich einfach nicht mehr.
Ich weiß, was ich mit meinem Leben machen werde. Weil ich nicht das machen kann, was ich möchte - Einschlafen und nie wieder aufwachen.
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