Gedanken
Mittwoch, 28. Oktober 2015
Gedanken/48
Ich bin

Ich bin die Kriegerin, die schon ihr ganzes Leben lang mit diesem Namen gerufen wurde, wird, werden wird... und die nicht weiß, ob hinter der Bedeutung noch etwas größeres steckt, oder ob es einfach nur der Zufall war, der den Namen mit dem Körper verflochten hat, in dem sie steckt. Ich bin kein Mensch zum lachen, aber traurige Menschen machen mich so traurig, dass ich es nicht schaffe, sie zu trösten. Ich bin obsessed with words, betrunken vor Faszination, wenn ich eine Wortkombination höre, die wie Musik in meinen Körper eindringt und einen tiefen Schauer über meinen Rücken jagt, während mein Herz beginnt schneller zu schlagen und meine Lippen die Buchstabenreihenfolge nachahmen, damit sie sich in meinem Gehirn festsetzt und nie wieder verschwindet. Ich bin die, deren Lieblingsfarbe die Hoffnung ist und deren Lieblingswort "Onomatopoesie" heißt. Ich bin emotional damage, eine Bombe, die jederzeit und wegen noch so kleinkariertem Grund in ein bodenloses Fass fallen und es damit zum Überlaufen bringen kann. Ich bin eine Sammlerin von Erinnerungsmomenten, die versucht, alles Schöne in Bildern festzuhalten und alles Hässliche mit einem Stift auf ein Blatt Papier zu bannen. Ich bin eine Perfektionistin, wenn es darum geht, Fehler zu machen und mir danach nicht anmerken zu lassen, wie sehr ich mich mal wieder selber genervt habe mit meiner unausstehlichen Ignoranz und meinem in keinster Weise gerechtfertigtem Selbstmitleid. Ich bin ein Vorbild für all jene, die den ganzen Tag damit verbringen möchten allein zu sein und ihre Träume in die Luft zu starren, bis sie von dem Denken aus der Bahn geworfen und höhnisch ausgelacht werden, weil Träume dazu da sind, einen nachts in den Schlaf zu zwingen und nicht, um verwirklicht zu werden. Ich bin eine fliehende Reisende, die am liebsten einmal um die ganze Welt fliegen würde, einen Ballon in der linken, Stift und Papier in der rechten Hand und auf dem Rücken eine Gitarre, damit die Lagerfeuermusik nicht ausbleiben muss. Ich bin a silent poet, nicht selbstgefällig genug, um meine Kreativzusammenstückelungen von Worten der Welt auf ein Silbertablett zu legen, aber auch nicht selbstgefällig genug, um sie jedem einzelnen Menschen, der mir begegnet zu enthalten. Ich bin eine teetrinkende Bücherverschlingerin, die den Sinn ihres Lebens in dem Sinn anderer Leben sucht und nie verstehet, dass sie ihn niemals dort finden wird, wo andere ihn versteckt haben. Ich bin eine Ameise im Regen, wenn es darum geht, in einen Club zu gehen und herumwirbelnden Gliedmaßen auszuweichen indem sie den Versuch zu tanzen gleich unterlässt. Ich bin eine Chaotin, die Ordnung liebt, wiel es damit wie mit allem ist, was sie nicht haben kann. Ich bin lost in einem Labyrinth und lache darüber keinen Ausweg finden zu können, weil das bedeutet, dass auch ich nicht gefunden werden kann. Ich bin eine verzweifelte, bibliophile, Musik hörende, Sprachen liebende, Foto knipsende, Gitarre spielende, Texte schreibende, gedankenkontrollierte Dreamerin. Ich bin ein Mädchen, dass für ein paar Minuten ihre Maske vom Kopf gezogen und gezeigt hat, wer sie ist, damit sie sie still und heimlich sogleich wieder aufsetzen und ihr tragisch-komödiantisch-dramatisches Leben wie gehabt fortsetzen kann.

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