Gedanken
Freitag, 29. März 2024
Gedanken/63
Ich bin. Part 2.

Ich bin die Angst in Person, die sich vor allem und jedem versteckt, ganz nach dem Motto „always flight - never fight" und sich dann wundert, wieso sie nie gesehen wird. Ich bin der Lügner, der sich einredet, dass lügen in Ordnung ist, weil es eigentlich ja doch nur Geschichten sind und jeder gerne gute Geschichten hört. Ich bin der Zuhörer, der die Hälfte eines jeden Gespräches nicht mitbekommt, weil er in seinem eigenen Kopf verloren geht und inzwischen zum Spezialisten geworden ist, andere denken zu lassen, dass er alles gehört hat, weil "lächeln und nicken" schon immer das Erfolgsrezept jeder guten Konversation war. Ich bin wütend, weil andere dasselbe machen, wenn ich es einmal wage, meine eigene Meinung zu äußern und erkenne gleich darauf, wie häuchlerisch ich selbst bin, was aber nie etwas daran ändert, dass dieselbe Situation sich unendliche Male wiederholt. Ich bin ein Translator, der es nie schafft, das Wirrwarr in seinem Kopf so zu übersetzen, dass irgendwer es versteht. Ich bin never myself, weil ich so viele bin, dass ich es nicht schaffe, mich für eine Version zu entscheiden und in dieser unendlichen Spirale verloren gehe, was es unmöglich für mich macht, mich zu finden. Ich möchte jemand sein, der so out of reach ist, dass er selbst müde wird bei dem Gedanken, zu versuchen, dieses Selbst zu erreichen. Ich bin ein Meister der Gedankenkreation, aber the worst wenn es darum geht, diese fantastischen Gedanken in die Realität zu bringen. Ich bin ein Paradoxon, das alles Einfache so kompliziert macht, dass sein Gehirn nach nur wenigen Sekunden selbst nicht mehr weiß, was jetzt eigentlich richtig und was falsch ist. Ich bin everything and nothing, verloren in einer Welt, die zu viele, aber nie genug Möglichkeiten bietet. Ich bin ein Träumer, dessen bestes Leben in seinem Kopf stattfindet und der es nie schafft, dieses Leben lebendig werden zu lassen. Ich bin ein Reisender der jede Sekunde seines Lebens unendliches Heimweh verspürt und doch niemals nach Hause zurückkehren möchte. Ich bin der Kreative, der alles von sich mit der Welt teilen will und es doch nicht tut, weil der Balanceakt zwischen verstanden und belächelt werden ein zu großes Wagnis ist. Ich bin gefangen, denn der Mensch ist ein Herdentier, das Teil eines Ganzen sein möchte, ich aber sitze dauerhaft in meinem selbst gebauten Käfig am Rande des Geschehens und sehe zu, ohne je einen Laut des Beklagens von mir zu geben, weil ich doch nie verstanden habe, wie Kommunikation funktioniert. Ich bin derjenige, der sich selbst in einer schalldichten, fensterlosen Zelle am Ende der Welt eingesperrt und den Schlüssel verloren hat und sich nun wundert, wieso keiner kommt, ihn zu retten.

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