Gedanken
Dienstag, 24. November 2015
Unitag
Mein Wecker klingelt. Widerwillig, aber doch mit einer gewissen Begeisterung, von der ich nicht weiß, woher sie rührt, stehe ich auf. Anziehen, Rolo hoch, Frühstücken. Los geht's. Ab in die Uni. Ich freue mich. Dienstag ist immer am schönsten. Weil ich nur eine Vorlesung habe. Weil ich die interessanteste Vorlesung habe. "Einführung in die Morphologie". Als ich mich angemeldet habe, habe ich das Wort noch nicht einmal richtig verstanden. Inzwischen liebe ich es, der Dozentin zuzuhören. Wie sie mit purer Begeisterung von verschiedenen Flexionsformen redet, wie sie die historische Entwicklung einiger Wörter erklärt, wie sie mit Fachbegriffen um sich wirft. Ich sauge alles in mich auf, schreibe mir jedes Wort auf, das ich nicht verstehe, damit ich danach alles noch einmal nachschauen kann. Ich will das auch alles können. Alles. Ich will auch so reden können. Worte benutzen, die kein Mensch versteht. Irgendwann werde ich das. Das ist mein Ziel.
Aber nach 1 1/2 Stunden ist es vorbei. Die Traumwelt verschwindet. Es geht wieder nach Hause. Punk-Rock hören. Einkaufen gehen. Dr. Faustus lesen. Irland Doku anschauen. Lebkuchen essen. Tee trinken. Nichts tun. Die morgendliche Begeisterung: Verflogen. Die Beflügelung durch die Worte: Verflogen. Einfach weg. Aber nächste Woche kommt es wieder.

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