Gedanken
Gedanken/33
Nein, rufen sie dir immer wieder zu, weil du es doch sowieso nicht schaffen kannst. Ach was, du wirst es ja nicht einmal versuchen. Und dann plötzlich stehst du auf und sie schauen dich mit diesen großen, überraschten Gesichtern an, weil sie es nicht von dir erwartet haben, weil sie eigentlich gar nichts von dir erwarten. Ich, schreist du immer wieder, bis sie alle ganz still sind und keiner es mehr wagt dich zu unterbrechen, da du heute, jetzt dran bist zu sprechen. Und du schaust durch die Runde, siehst jedem einzelnen von ihnen in's Gesicht, siehst in ihren Augen so viele unterschiedliche Reaktionen. Doch es ist zu spät, denn das Adrenalin, das dich vorhin, gerade eben noch so berauscht hat, ist verschwunden. Auf einmal wird dir selbst bewusst, was du da tust und dass du doch eigentlich gar nicht selbstbewusst bist. Dein Gehirn reagiert wie immer und schreit dich an, dass du dich wieder hinsetzten und wieder leise sein sollst, während dein Herz sanft im Rhythmus weiter schlägt und dich ermutigt zu reden. Ich, beginnst du nochmal, doch deine Stimme bricht. Du ziehst deinen Kopf ein, lässt dich wieder auf den Stuhl fallen, denn dein Körper ist ausgelaugt schon von dieser kleinen Aktion, er hat keine Kraft mehr, weil sie ihm genommen wurde. Ich werde es nicht tun, flüsterst du. Und während sie beginnen, dich auszulachen, weil du es mal wieder nicht geschafft hast, genau, wie sie gesagt hatten, stielt sich ein Lächeln auf dein Gesicht, weil du weißt, dass du eines Tages genug Kraft gesammelt haben wirst, um weiter zu reden.

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