Gedanken
Pain
Ich mache Musik an, weil ich eigentlich schon den ganzen Tag über weiß, was mir an diesem Abend noch bevor steht und weil ich Ablenkung brauchen werde. Nur hilft es dieses Mal leider nicht, im Gegenteil kommt es mir so vor, als verschlimmerten die Stimmen und die Instrumente alles noch. Mein Körper bebt und so sehr ich auch versuche, alles in mir zu halten, schaffe ich es nicht, das Schluchzen zu unterdrücken. Ich winde mich, kann nicht richtig atmen. Immer wieder wird die Luftzufuhr unterbrochen, nur damit meine Lunge gleich darauf mit hektischen Bewegungen so viel Sauerstoff wie nur irgend möglich in meinen Körper pumpt. Verzweifelt suchen meine Hände nach Halt, nach irgendetwas, voran sie sich festklammern können, finden aber nichts und so bohren sich meine Fingernägel schließlich tief in mein Fleisch, ohne dass ich den Schmerz spüre. Es kostet mich alle Kraft, mich zu zwingen, liegen zu bleiben, nicht ins Badezimmer, nicht nach draußen zu gehen, weil ich nicht weiß, ob ich mich dann noch zurückhalten kann. Ich habe Angst. Angst vor mir selbst. Sie wird so groß, dass ich zum Handy greife und bevor ich es mir anders überlegen kann, F. schreibe. Und dann erzähle ich ihm alles. Und langsam beruhigt sich alles in mir und fühlt sich nicht mehr so an, als renne jemand mit einer Kettensäge durch meine Seele und würde alles niedermetzeln, was ihm in den Weg kommt.
Eigentlich dachte ich, dass ich es am nächsten Morgen bereuen würde, ihm geschrieben zu haben. Aber alles, was ich empfinde, ist Erleichterung. Als ich in den Spiegel blicke, sehe ich genauso aus wie am Tag zuvor. Keine Kratzspuren in meinem Gesicht, keine Löcher in meinen Armen, keine Tränensäcke unter meinen Augen. Ich sehe aus wie immer und trotzdem erkenne ich mich nicht.

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