Gedanken
Montag, 10. August 2015
Gewitter
Noch nie habe ich ein so schlimmes Gewitter erlebt wie gestern. Am Anfang hat es nur geregnet. Ich bin rein und habe das Buch fertig gelesen, in das ich den ganzen Tag schon vertieft war. Dann gab es Abendessen und anschließend bin ich wieder in mein Zimmer, um noch ein paar Sachen für die Uni nachzuschauen. Ich saß an meinem Schreibtisch vor dem Laptop. Auf einmal hat es einen lauten Knall gegeben und gleichzeitig zuckte ein Blitz über den Himmel. Ich hab mich richtig erschrocken. Aber man könnte vorher schon sehen, dass es gewittern würde, weshalb ich mir dann auch Shop nichts mehr dabei gedacht habe. Kurz danach hat es noch einmal geblitzt und dabei hat es ganz komisch gezischt. Ich hab ganz schnell mein Fenster ganz zu gemacht, Licht und Computer aus. Schließlich bin ich nah unten gegangen und hab mich zu meinem Pa und meiner kleinen Sis auf den Balkon gestellt und mir das Gewitter angeschaut. Es war wirklich gigantisch. Die Blitze sagen aus, als würden sie in die Erde einstechen. Dabei hat es immer wieder richtig laut gedonnert und geregnet hat es auch die ganze Zeit in Strömen. Irgendwann hat es sich wieder etwas beruhigt und ich bin ins Bett gegangen. Allerdings kam alle 30 Sekunden wieder ein Blitz, und es hat nochmal angefangen so richtig zu gewittern. In meinem Zimmer war es heiß, weil ich das Fenster nicht aufmachen konnte. Irgendwann bin ich doch eingeschlafen, habe aber ziemlichen Mist geträumt und bin deshalb auch immer wieder aufgewacht. Am frühen Morgen konnte ich endlich das Fenster öffnen. Ab da ging es mit dem schlafen auch.
Heute Abend hat es schon wieder gewittert, aber nicht halb so heftig, wie gestern. Unsere FritzBox ist sogar kaputt gegangen, weil wir sie nicht ausgesteckt haben.

Ich genieße mein Praktikum immer noch. Es macht mir Spaß, die Leute sind nett und von dem Geld bleibt sogar deutlich mehr übrig, als ich dachte. Weil ich nur 1/4 davon für den Sprit brauche. Momentan bin ich auf WG - Suche. Ich habe an sieben Leute eine Anfrage geschickt. Zwei Absagen, eine Zusage und eine soll ich anrufen. Vom 21. - 24 August werde ich mit meinem Pa und meiner kleinen Schwester nach Bamberg fahren, um mich einzuschreiben und die Zimmer anzuschauen. Nach allem, was mein Pa mir über die Stadt erzählt hat, bin ich mir sicher, dass es mir dort gefallen wird.

Wisst ihr, mein Leben ist ziemlich gut. Ich versuche nicht daran zu denken, dass ich keine Freunde mehr hier habe. Dann kann ich sagen, dass es gut ist.

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Donnerstag, 6. August 2015
Angenommen
Wuhu! Ich hab heute einen Brief von der Uni bekommen: Angenommen! :D Ich bin jetzt wirklich erleichtert, weil ich endlich sicher weiß, was demnächst auf mich zukommt. Das heißt für mich jedenfalls, dass ich übernächste Woche mal zwei oder drei Tage frei nehmen muss, um mich einzuschreiben. Bamberg ich komme ;) Ich möchte auch gleich noch WGs anschauen, damit ich nicht nochmal hoch muss. Hat irgendjemand zufällig Lust mitzukommen? Es kommt auf jeden Fall viel organisatorisches auf mich zu.

Das Praktikum gefällt mir immer noch, wobei diese Woche bis jetzt ziemlich schleppend verläuft. Am Montag war wieder Dreh (Stand up paddling), was ganz cool war. Vor allem, weil ich 4 1/2 Stunden so am See verbringen könnte ^^ Gestern und heute war dann eher unspektakulär. Aber auf nächste Woche freu ich mich schon. Da ist nämlich Festwoche, also ein bisschen mehr los. Und an meinem Geburtstag ist ja auch noch Rockt den Stadtpark. Ist mir eigentlich auch ganz recht, dass ich da helfen soll. Auf Feiern hab ich sowieso nicht wirklich Lust.

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Sonntag, 2. August 2015
Ausgehen
Okay. Ich habe mir vorgenommen, mehr auszugehen. Leute kennen lernen, Spaß haben und so. Gestern war ich mit zwei... Bekannten unterwegs. Zuerst zusammen fertig machen, dann Essen und anschließend in die Metal-Kneipe. Ich geb's zu, hauptsächlich bin ich mit, weil ich das mit der "besten" vergessen wollte. Nachdem sie mir ewig nicht geantwortet hat, hab ich jetzt einfach keine Lust mehr. Mein Pa meinte, wenn jemand so lange nicht schreibt, ist man ihm nicht wichtig. Er hat recht. Aber es hat richtig weh getan. Gestern als ich dann zu M. bin, war sie zufällig auch da. M. hatte ihr anscheinend schon gesagt, dass ich ganz schön sauer bin, die "Beste" hat jedenfalls nur kurz gefragt, ob ich heute zum Grillen komm. Sie hatte Geburtstag und wollte so nachfeiern. Nein, ich komm nicht. Dann war sie auch schon wieder weg.
Es hat übrigens keinen Spaß gemacht, das ausgehen. Mein Kopf hat nicht aufgehört zu denken, auch nicht mit Hilfe von Alkohol. Ich stand oft alleine da. Vergessen hab ich auch nicht.

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Montag, 27. Juli 2015
Meine Gedanken/45
Was ist, wenn jemand alleine ist. Also wirklich alleine. Wieso schreibt darüber niemand? In Büchern und Filmen gibt es immer ein Happy End. Selbst wenn es nicht so aussieht, ist da immer irgendwas gutes. Im echten Leben nicht.
Ich hab schon so viele Menschen getroffen, so viele Leute Freunde genannt,... so viele zweite, dritte, vierte, fünfte Chancen gegeben. Ich bin einfach gegangen. Einmal habe ich mich auch verabschiedet, aber das würde nicht ernst genommen. Weil loslassen so viel schwerer ist als festhalten.
Bis auf meine Familie hab ich niemanden. Punkt. Das ist die Wahrheit. Ich will es nicht mehr hören, weil ich es mir schon so oft gesagt habe. Aber da war immer ein kleines bisschen Hoffnung, dass es nicht stimmt. Jetzt ist sie nicht mehr da. Aber das ist nicht schlimm. Was nicht ist, kann ja noch werden.

Vorsichtig nahm sie das Bild in die Hand. Der Rahmen war komplett aus Glas, aber nichts edles. Sie wusste, dass er aus einem billigen Drogeriemarkt stammte. Es war ein schönes Foto. Sonnenaufgang auf dem Berg. Eingeblendet die Gesichter von ihr und ihrer Freundin. Ihre beste Freundin. Sie sah das Bild an, aber sie empfand nichts dabei. Sie sah einfach nur das Foto, als hätte sie den mit der Kamera festgehaltenen Moment nicht selbst miterlebt. Auf einmal schnellte ihre Rechte Hand nach vorne. Ihre Augen waren zu langsam für die plötzliche Bewegung, aber sie hörte den Aufprall. Das Glas zersprang an der Türe und verteilte sich im Raum auf dem weichen Teppichboden. Nur das Bild war noch ganz. Mit starrem Gesicht betrachtete sie die Scherben. Dann, und ohne Schmerz zu spüren, lief sie durch das Zimmer, öffnete die Tür und verschwand.

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Sonntag, 19. Juli 2015
Gedanken/44
Gedanken. Sortieren. Sie drehen sich im Kreis wie Lichter in einer Disko. Schwirren herum und verlieren sich im Schweiß der Tanzenden. Wie ein Strobo der die Sicht auf alles Fließende nimmt, schlagen sie immer wieder auf mich ein. Ein Gedanke. Schwarz. Ein Gedanke. Schwarz. Ein Gedanke. Schwarz.
Manchmal wünsche ich mir, es würde schwarz bleiben. Das Licht blendet mich und ich mache meine Augen zu. Ich werde angerempelt und von herumfliegenden Armen geschlagen. Augen wieder auf. Die Erleuchtung. Ganz schnell wieder Dunkelheit. Mit meinen Ellenbogen boxe ich mir einen Weg nach draußen und versuche dabei zu schweben, damit mir niemand auf die Füße treten kann. Draußen. Ruhe. Luft... Schwarz. Es ist so dunkel hier ohne die Gedankenblitze. Gähnende Leere in meinem Kopf. Nur das gleichmäßige, befreite Atmen. Ich höre mir eine Weile selber zu und stelle fest, dass es besser ist als jede Disco Musik. Die Türe hinter mir geht auf und bis sie wieder geschlossen ist, dröhnen die wummernden Bässe und die quietschenden Stimmen zu mir nach draußen. Ich versuche sie auszublenden und drehe mich im Kreis. In die andere Richtung, wie meine Gedanken. Vielleicht heben sich die Drehungen gegenseitig auf und ich kann endlich wieder normal sehen. Aber wahrscheinlich konnte ich das einfach noch nie. Jeder in der heutigen Gesellschaft behauptet unnormal sein zu wolllen, dabei sind sie alle gleich normal. Ich dagegen will normal sein. Die Frage ist nur, ob ich es bin. Ich vermute nicht. Ich bin Durchschnitt. Ist man mit Durchschnitt auch normal? Der Türsteher beachtet mich nicht einmal, denkt ich bin betrunken, obwohl ich den ganzen Abend nur Wasser in mich hinein geschüttet habe. Meine Gedanken verbieten mir Alkohol zu trinken, weil sie darin keinen Sinn sehen. Ich habe mal versucht mich gegen sie zu wehren, aber ich habe den Kampf verloren. Sie haben mich problemlos nieder gedrückt mit ihren scharfen Argumenten. Worte. Wenn es die Worte nicht gäbe, hätte ich keine Gedanken. Meine ganzen Probleme wären damit gelöst. Denn ohne Denken würde ich fühlen. Momentan fühle ich nämlich nicht. Selbst in einem überfüllten Keller mit halbnackten Menschen fühle ich nicht. Taubheit hat von meiner Seele Besitz ergriffen und lässt sie nicht mehr los. Umklammert mein Herz und legt es in Ketten, damit es nicht ausbrechen kann. Manchmal wünsche ich mir, es würde aufhören zu schlagen. Dann schlage ich mir aber immer selber, weil der Wunsch einfach idiotisch ist. Aber auch dann wären meine Gedanken endlich weg. Ich höre auf mich im Kreis zu drehen, weil ich merke, dass es nichts bringt. Mir ist schwindlig und ich taumle die Straße entlang wie ein Besoffener, der den Weg nach Hause nicht findet. Ich finde meinen Weg immer nach Hause. Es ist der Mittelpunkt meiner Welt. Nur heute kann ich nicht nach Hause gehen. Ich bin zu alt geworden, um dort bleiben zu dürfen. Es war meine gesellschaftliche Pflicht raus zu gehen und mich frei zu fühlen. Also bin ich gereist und habe neue Länder und neue Orte entdeckt, habe neue Menschen kennen gelernt und ... keine Freunde gefunden. Es war praktisch Leute meines Alters dort zu kennen, aber ich konnte sie nicht fühlen. Ich habe gemerkt, dass ich eigentlich nirgendwo Freunde habe. In diesem Moment hat die Taubheit die Ketten enger geschnallt und mein Herz hat angefangen zu bluten. Es hat geblutet, bis die Wunde verheilt und nur noch eine riesige Narme übrig war. Seit dem ist ein Teil meines Herzens leer. Wie ein Haus, das kein zu Hause mehr ist. Aber mein Herz schlägt weiter. Als wäre nie etwas geschehen. Ich stolpere schnell auf den Gehsteig zurück, als ein Auto mir entgegen kommt. Meine Gedanken haben mich gelenkt, ohne sie wäre ich wahrscheinlich schon gar nicht mehr am Leben. Sie sind präsent, immer und überall. Und sie lassen mich nicht los, lassen nicht zu, dass ich mich in der Gefühlswelt verirre um nie wieder zurück zu kommen. Wahrscheinlich wünsche ich es mir deshalb so sehr - weil ich es nicht haben kann. Ich liebe es mich zu verlaufen, weil man genau dann die schönsten Orte findet. Ruckartig bleibe ich stehen und frage mich, ob ich es vielleicht übertrieben habe. Mein ganzes Leben lang irre ich schon durch Straßen und Gassen, über Pfade und Wege und doch habe ich nie das Gefühl gehabt, dass es der richtige ist. Noch einmal drehe ich mich im Kreis, renne dann zurück, an dem Türsteher vorbei, in den Club hinein. Wummernde Bässe und quietschende Stimmen begrüßen mich, Leute treten mir auf die Füße und schlagen mich mit ihren herumfliegenden Armen. Und meine Gedanken sind endlich still.

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