Gedanken
Mittwoch, 30. August 2017
Leaving
Das Wissen, dass sie bald nicht mehr da ist, dringt immer tiefer in mein Bewusstsein ein und ganz langsam verstehe ich auch, was das eigentlich bedeutet. Ich habe angefangen, den Abschied zu planen. Ich will, dass sie etwas hat, was sie an mich erinnert und nachdem sie mir heute etwas erzählt hat, bin ich mir sicher, dass sie es auf jeden Fall lustig finden wird, wenn ich ihr meine Autofahr-CD brenne. Dass sie die wirklich öfter hören wird, glaube ich zwar nicht, aber das ist auch nicht so wichtig. Viel wichtiger ist die Frage, ob ich ihr den Brief, den ich geschrieben habe, tatsächlich mitgeben soll. Einerseits möchte ich das nämlich wirklich, andererseits habe ich auch Angst davor.
Ihr merkt, sie ist immer noch permanent in meinem Kopf. Konzentrieren kann ich mich eh schon lange nicht mehr, sie hält mich vermutlich inzwischen für komplett unfähig.
Immerhin habe ich C. (andere Azubine mit einem grausamen Musikgeschmack, aber echt nett!) erzählt, dass ich Frauen mag. Es ergab sich am Abend die Gelegenheit, es unauffällig ins Gespräch einzubringen und ich habs tatsächlich gemacht. Hätte ich ja von mir selbst nicht gedacht. Aber ich hab auch keine Lust, irgendwie ashamed deshalb zu sein, oder auch Nr so zu tun, als sei es etwas falsches, weil das ist es nicht.
Naja. Keine Ahnung, was ich jetzt wegen ihr machen soll... eigentlich wollte ich morgen Abend mit ihr essen gehen, nur kommt jetzt irgendwie jeder von der Arbeit mit, ist also nicht wirklich aufgegangen. Vielleicht schaffe ich es wenigstens, sie noch zum Hotel zu bringen oder so. Neben ihr sitzen werde ich nicht können, ich stoß nämlich als letzte mit dazu, weil ich am längsten arbeiten muss. Auch schön. Egal. Ich sollte nicht immer so wirr schreiben. Musste jetzt einfach alles mal wieder raus. Ihr seht also, ich kann gar nicht nicht hier schreiben.

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Sonntag, 20. August 2017
Her
Also... vielleicht kann ich hier nicht mehr schreiben. Keine Ahnung. Irgendwie fühlt es sich an, als wäre es zu Ende? Vielleicht liegt das auch einfach an meiner Stimmung momentan. Ich kann nicht mehr aufhören an sie zu denken. Da sind so viele Fragen, die ich ihr stellen möchte und all ihre Antworten, alles was sie über sich erzählt, sauge ich auf wie ein Schwamm, der zum ersten Mal Wasser berührt. Apropo: Wenn sie neben mir steht, dann möchte ich sie berühren. Ich möchte wissen, ob ihre Haut sich genauso weich anfühlt, wie sie aussieht. Ich möchte wissen, wie es sich anfühlt, neben ihr durch die Stadt zu laufen, ihre Hand haltend. Ich möchte wissen, wie der Phönix, den sie sich auf den gesamten Rücken hat tätowieren lassen, aussieht. Ich möchte... sie. Und das obwohl ich sie nicht haben kann. Ist doch immer so bei mir! Wieso tu ich mir das immer wieder an? Ich will immer das, was ich sowieso niemals bekommen kann. Sie ist viel zu hübsch und zu intelligent für mich, noch dazu wohnt sie viel zu weit weg und hat verdammt noch mal einen Freund, nur dass ich das alles nicht wahrhaben will, weil das bedeuten würde, dass ich niemals die Antworten auf all meine Fragen haben würde, dass ich niemals.. scheiße! Scheiße... Sie ist perfekt. Und ich bin kaputt. Und all die Teile, die sie in mir mühsam zusammenflickt, wenn sie mich anlächelt oder mit diesem Blick ansieht, werden wieder auseinanderbrechen, wenn sie in zwei Wochen weg ist und ich alleine zurückbleiben werde.

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Samstag, 12. August 2017
Twentyone
Das lief irgendwie alles nicht so ganz, wie ich mir das vorgestellt habe... Aber wann tut es das schon?
Ich habe ziemlich viele Leute zu meinem Geburtstag eingeladen. Das habe ich schon lange nicht mehr gemacht. Nur, wie das nun einmal so ist bei mir, hat fast jeder abgesagt. Dann waren wir auf einmal nur noch zu viert. Letzte Woche habe ich M. getroffen und ihn spontan eingeladen, auch zu kommen. Wieso auch nicht? Er hat tatsächlich zugesagt und als er gehört hat, dass wir nur so wenige sind, hat er mich gefragt, ob er noch zwei andere Jungs mitbringen kann. Einen kannte ich, einen nicht. Klar, kein Problem. Aufgekreuzt ist er dann mit drei anderen Leuten, aber auch das war echt kein Thema. Wir haben Pizza gemacht und auch wenn die Beste ziemlich früh gegangen ist, war es wirklich lustig. Die meiste Zeit über jedenfalls. Bis ich mich fast verraten hätte um drei Uhr nachts. Und bis ich es dann tatsächlich getan habe um halb sechs morgens.
Ich war einfach nur hundemüde. Einer hat schon geschlafen, zwei waren weg, meine kleine Sis ist kurz zuvor ins Bett gegangen und M. meinte, er möchte noch mit mir reden. Eigentlich wusste ich da schon, dass ich es nicht machen sollte, aber ich war angetrunken, müde - was auch sonst um fünf Uhr morgens? - und wollte einfach nur noch ins Bett. Und weil ich M. dann doch ganz gut kenne, weiß ich, dass er mich nicht in Ruhe gelassen hätte. Ich sage es euch gleich: länger als fünf Uhr bleibe ich nicht mehr wach. Danach geht es nur noch bergab. Jedenfalls hat er mir dann eröffnet, dass er mich echt gerne mag. Was soll ich darauf denn sagen? Ich, die gerade mitten in der Krise steckt, weil ich keine Ahnung habe, was ich eigentlich will. Ich, die sich immer wieder eingesteht, auf Frauen zu stehen, nur um kurz darauf alles wieder abzustreiten Ich, die eigentlich keine Ahnung hat, was es heißt, jemanden zu lieben. Irgendwann habe ich ihm das wirklich fast genau so gesagt. Leider hatte er einfach ein paar Bier zu viel, wodurch das Verständnis für meine wirren Ausführungen nicht besonders hoch war. Nicht, dass er irgendwie gemein oder beleidigend gewesen wäre. Das würde er nie tun. Aber in M. habe ich schon immer nur einen wirklich guten Kumpel gesehen, wenn ich denn mal was mit ihm gemacht hab. Ich weiß nicht wieso, aber irgendetwas an ihm bringt mich dazu, die Wahrheit zu sagen. Am Ende haben wir beide geweint und sind um sechs Uhr dann doch endlich ins Bett gegangen, entschlossen, das Gespräch an einem anderen Tag fortzusetzen. Das will ich auch wirklich. Weil ich M. vertraue. Und es irgendwie auch gut getan hat, endlich mal alles auszuprechen.
Die Tatsache, dass ich jetzt schon einundzwanzig bin, ist in der Nacht auf jeden Fall irgendwie untergegangen. Auch wenn M. mir mit dem Bassisten ein super Geburtstagslied geschrieben hat und ich jetzt endlich verstehe, wie Powerchords funktionieren.
PS: Never have I ever ist ein echt doofes Spiel, vor allem, wenn man es nicht checkt und einfach immer trinkt, wenn man grad Lust hat

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Mittwoch, 9. August 2017
Stop
Für viele bin ich nichts und für manche bin ich ein bisschen. Für keinen jedoch bin ich alles. Keine Welt die zusammenbricht, keine Sekunde Sehnsucht, keine alles entscheidenden Worte.
Alles, was ich bin, ist Materie, die sich gebunden hat und die sich wieder trennen wird, sobald sie den Zusammenschluss nicht mehr aushält.
Oft frage ich mich, wann es soweit sein wird. Morgen? In ein paar Monaten? In ein paar Jahren? Doch wovor ich am meisten Angst habe: nie. Ich habe Angst, dass die Technik so schnell voranschreitet, dass sie mich für immer leben lassen.
Am liebsten wäre ich jetzt schon im Ruhestand. Dann wäre ich alt und niemand würde mehr Anforderungen an mich stellen, außer dass ich Geschichten erzähle. Ich bin gut darin Geschichten zu erzählen, sehr geübt, weil ich alle meine Lügen Geschichten nenne. Wenn ich alt bin, kaufe ich mir ein kleines Wohnmobil und fahre damit einfach durch die Gegend, wohin mein nicht vorhandener Orientierungssinn mich dirigiert. Und dann, irgendwann, werde ich einfach aufhören.

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Sonntag, 30. Juli 2017
Sprunghaft
Es kann sich so schnell ändern. Nur ein Gedanke reicht aus. Manchmal braucht es nicht einmal einen Gedanken. Manchmal sehe ich etwas und es erinnert mich an etwas, ohne dass ich überhaupt merke, wie es mich erinnert - ausschließlich meine veränderte Stimmung zeigt es mir.

In den letzten Wochen hatte ich gute Tage und schlechte Tage. Wie immer alles kunterbunt durcheinander gemixt. Selbst die Stunden waren teilweise so unterschiedlich, dass ich selbst nicht mehr mitgekommen bin.

Ich weiß nicht genau, was ich erwartet habe. Vielleicht, dass sie sich geändert hat - tatsächlich geändert hat. Hat sie aber nicht, und das weiß ich eigentlich auch. Am liebsten würde ich es ihr sagen, aber ich werde es nicht tun. Weil ich es hasse, andere Leute unglücklich zu machen.

Für ein paar Minuten mochte ich meinen Körper, auch wenn ich nur seinen Schatten gesehen habe. Aber die rhythmische Bewegung des Laufens, die angespannten Muskeln, die schnelle Atmung hat mir doch gezeigt, dass er mich nicht im Stich lässt.

Sie ist wunderschön, wisst ihr. Sie hat diese langen, blonden, leicht welligen Haare, die ein bisschen gefärbt sind. Die Brille lässt ihre Augen noch größer wirken. Und diese unglaublichen Wangenknochen... Ihre Lieblingsband ist Rammstein, sie bestellt fast alle ihre Klamotten bei EMP, sie hasst Schuhe-Shopping, sie hat ein großes Tattoo auf dem Rücken und ein kleineres am rechten Unterschenkel, beide mit Federn, sie liest keine leichten Sommerromane. Und sie hat einen Freund.

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