Gedanken
Gedanken/16
Hungerwahn

Seit einer kleinen Ewigkeit stand sie nun schon da und starrte in den Spiegel. Das Gesicht. Ausdruckslose Augen. Die Nase - Skisprungschanze nannte ihr Vater sie immer. Ein kleines, kaum erkennbares Lächeln auf ihren aufgesprungenen, trockenen Lippen. Die Augen noch immer ausdruckslos. Der Körper. Schlank, aber nicht dürr. Ihre Beckenknochen standen leicht hervor. Aber man konnte ihre Rippen nicht sehen. Sie musste unbedingt abnehmen. Man konnte ihre Rippen nicht sehen. Die Oberschenkel etwas zu dick für ihren Geschmack, aber okay. Die Beine, sportlich und halbwegs trainiert. Ihre Arme auch, aber nicht zu kräftig. "Du bist ja ganz schön kräftig", hatte einer letztens zu ihr gesagt, als sie ihm geholfen hatte, einen schweren Kessel Wasser auszulehren. Sie hatte es falsch verstanden. Sie war dick. Vor allem ihr Po. Es schwabbelt, wenn ich springe. Es soll aufhören. Endlich aufhören.

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